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Ist es schwer, ein Kolorist zu werden?
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Lassen Sie uns zu Beginn erst einmal auf die Frage antworten, was ein Kolorist eigentlich ist. Für einen Unbeteiligten handelt es sich wahrscheinlich um einen Mitarbeiter in der Lackmischabteilung. Das ist jedoch nicht so eindeutig. Ein Kolorist ist keine Person, die in der Mischanlage arbeitet und Farben ausschließlich auf Basis von Rezepturen hergestellt.
Ein Kolorist ist vielmehr eine Person, die Fähigkeiten in der Nachfärbung von Lacken besitzt, in der Lage ist, eine Farbe ohne die Nutzung einer Rezeptur zu erstellen, Probebeschichtungen zur Bewertung der Farbe herstellt und vor allem eine Farbe korrekt bewerten und Unterschiede definieren kann. Als Kolorist kann also ein Mitarbeiter bezeichnet werden, der über Erfahrungen bei der Arbeit mit Farben verfügt und in der Lage ist, das jahrelang gesammelte Wissen anzuwenden.
Nach meiner Einschätzung wird dieser Beruf in Polen aufgrund seiner Einzigartigkeit und der Schwierigkeiten seiner Definition durch Personen von außerhalb der Branche als ziemlich exotisch angesehen und deshalb auch selten wirklich geschätzt. Bei Schulungen in den verschiedensten Teilen der Welt habe ich festgestellt, dass beispielsweise in Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken die Person, die sich mit der genauen Einstellung der Farben beschäftigt, eine um vieles bedeutendere Position im Team / der Firma / der Werkstatt einnimmt, gut bezahlt und hoch geschätzt wird. Interessant ist, dass auf den dortigen Märkten hauptsächlich Frauen Mitarbeiter der Mischanlagen für Autolacke sind, was in der ansonsten durch Männer dominierten Branche eine Ausnahme im Weltmaßstab darstellt. Wenn man jedoch die Ergebnisse der Farberkennung durch Männer und Frauen berücksichtigt, dann muss diese Sache völlig anders gesehen werden.
Ich möchte an dieser Stelle Untersuchungsergebnisse erwähnen, die zeigen, dass für die Farbunterscheidung bestimmte Zellen im Auge verantwortlich sind, die vom X-Chromosom abhängig sind. Frauen besitzen 2 X-Chromosomen und sind deshalb mit bedeutend spezialisierteren Zellen zur Farbunterscheidung ausgestattet. Mehr als 40 % aller Frauen sind Tetrachromaten, was bedeutet, dass sie 4 verschiedene Arten von Farbrezeptoren besitzen, während andere Menschen mit 3 solchen Arten auskommen müssen. Wie sich dies auf das Farbsehen auswirkt, kann beispielsweise gut an einem Regenbogen beschrieben werden. Personen mit 3 Arten von Farbrezeptoren sehen im Regenbogen 7 Farben: rot, orange, gelb, grün, blau, dunkelblau und violett. Tetrachromaten dagegen sehen zehn solcher Farben.
Da wir nun wissen, was ein Kolorist ist, sollten wir jetzt versuchen, die Frage zu beantworten, ob man leicht und einfach Kolorist werden kann. Meist treten zwei berufliche Entwicklungswege zu dieser Stellung auf:
- Ein Lackierer, der bereits in der Lackiererei arbeitet, wird zum Mischen der Farben delegiert.
- Kolorist kann ebenfalls ein Mitarbeiter in einem Geschäft mit Autolacken werden.
Theoretisch hat es ein Lackierer leichter – der Anpassungsprozess ist in seinem Falle bedeutend kürzer, da er aufgrund seiner bisher ausgeführten Arbeit schon viel mit Acryl-, Basis- und Wasserlacken zu tun hatte. Er weiß bereits, was Tönung bedeutet, wie eine gut ausgewählte Farbe aussehen muss und welchen Einfluss auf die endgültige Farbe der Druck, die Anzahl der Schichten, die Menge des Lösungsmittels sowie die Anwendung einer korrekten Farbunterschicht haben.
Paradoxerweise gilt, dass je schlechter das gegebene Auswahlsystem der Farben ist, der Mitarbeiter umso schneller zum Koloristen wird, da er die Rezepturen nachfärben muss und auf diese Weise grundlegendes Wissen über diesen interessanten Prozess erlangt.
Über all die Jahre meiner Arbeit mit Farben habe ich eine sehr interessante Erscheinung beobachtet: Ein Mitarbeiter, der einmal an der Arbeit eines Koloristen „gerochen“ hat, arbeitet danach über lange Jahre in diesem Beruf und ändert höchstens den Arbeitgeber und/oder die Marke der Lacke, aus denen er die Farben mischt. In diesem Bereich ist die Rotation manchmal sehr hoch.
Erwähnenswert ist die Tatsache, dass oftmals der Kolorist entscheidet, welche Lackmarke eine gegebene Werkstatt verwendet bzw. ein Farbgeschäft verkauft. Darauf haben langjährige Gewohnheiten, Vorlieben sowie erlernte Prozeduren im Zusammenhang mit der Farbauswahl der gegebenen Marke Einfluss. Angesichts dessen wechselt bei einer Änderung des Arbeitgebers durch den Koloristen oftmals auch die bei diesem verwendete Lackmarke in Abhängigkeit von den Vorlieben des Koloristen.
Zu unterstreichen ist zudem die Tatsache, dass wenn jemand einmal die Kunst der Auswahl der Autolacke wirklich beherrscht, sein Arbeitsplatz und die Marke der Lacke, mit denen er arbeitet keine große Bedeutung mehr haben.
Selbstverständlich ist immer ein gewisser Anpassungszeitraum notwendig, der im Einzelfall länger oder kürzer dauern kann. Aber ein erfahrener Kolorist passt sich schnell auf die neue Realität an und wird das neue System oder die neue Lackmarke schnell beherrschen lernen.
Die Ursache dieser schnellen Anpassung ist sehr einfach – die Abhängigkeiten zwischen den Farben, der Einfluss zwischen den einzelnen Farbmitteln sowie ihre transparenten oder deckenden Eigenschaften, ihre Körnung und ihre Farbgebung, der Unterschied zwischen Perl- und Xiralliclacken – all dies sind universelle Kenntnisse, die unabhängig vom System und der Marke der Lacke fast identisch sind.
Zusammenfassend ist also zu sagen, dass darüber, ob man Kolorist wird, oftmals der Zufall entscheidet. Anschließend sind jedoch lange Jahre der Arbeit und der Erlangung von Erfahrungen notwendig, die in der Arbeit mit den einzelnen Systemen angewendet werden müssen.
Der Markt der Autolacke entwickelt sich ständig weiter, die Systeme sind immer besser und Koloristen des „alten Schlags“ gibt es immer weniger, weil kaum noch Bedarf für einen Eingriff in die Rezeptur zur Erlangung der gewünschten Farbe besteht. Aktuell ist die wirksame und schnelle Färbung wasserlöslicher Lacke eine große Herausforderung, da hier der Farbton der feuchten Farbe sich vom Farbton des getrockneten, aufgetragenen Lacks stark unterscheiden kann. Für einen Koloristen, der zuvor mit konventionellen Lacken gearbeitet hat, kann dies ein gewaltiges Hindernis darstellen. Im Falle des wasserlöslichen Systems Aqua 2G (der Marke Profix) wurde dieses Problem jedoch fast vollständig eliminiert, weshalb keine Notwendigkeit einer Änderung der zuvor bei der Arbeit mit konventionellen Systemen erlangten Gewohnheiten besteht.